Samstag, 14. Juni 2014

65. Beitrag - Woher stamme ich? - Wortherkunft Pflege und ambulant

Kommunikation ist der zentrale Bestandteil unserer Gesellschaft. Wir reden permanent, wir lästern und tratschen, wir sprechen uns gegenseitig Mut zu und wir können mit unserer Stimme viele Gefühle ausdrücken. Unsere Amtssprache ist das Deutsche, doch immer mehr englische Wörter schwappen in unseren Wortschatz. Im Büro werden Dokumente eingescannt, wir shoppen in Stores und Computer sowie Smartphones beherrschen den Alltag. Manche der fremdsprachigen Wörter haben wir uns zu eigen gemacht, einige eine eigene Bedeutung gegeben und wieder andere würden wir am liebsten komplett aus dem deutschsprachigen Wortschatz verbannen. Doch haben Sie sich schon einmal gefragt, ob unsere vermeintlich deutschen Wörter nicht selbst aus anderen Sprachen stammen?

Im Gesundheitswesen kommt der Pflege eine immer größere Bedeutung zu. Pflegen hat mehrere Bedeutungen: Etwas anhaltend ausüben, etwas betreiben oder sich im jemanden sorgen und kümmern. Das Wort selbst lautete bereits im althochdeutschen Sprachgebrauch phlegan (8. Jahrhundert) und im Mittelhochdeutschen phlegen. Schon damals besaß es die Bedeutung, dass man sich für jemanden einsetzt oder sich um jemanden sorgt. Während man heute im englischen Sprachgebrach für die Pflege das Wort care nimmt, lauteten das altenglische Wort dafür pleon. Eine weitere Bedeutung wird heutzutage auch gern übersehen, denn Pflege hat immer etwas Nachhaltiges im Sinn gehabt, denn eine Gepflogenheit wird schließlich auch langfristig betrieben. Der Pfleger war der phlegari. Er war der Beschützer und Hüter, aber auch der Aufseher, der Vorsteher, der Vormund oder der Verwalter.

Als ambulanter Pflegedienst ist man stets auf Achse, aber warum bezeichnet man ihn dann nicht als fahrender Pflegedienst? Dabei handelt es sich um eine Bezeichnung, die man mit als wandernd oder umherziehend versteht. Einfach ausgedrückt ist man nicht ortsgebunden bei der Ausführung seiner Tätigkeit. In der Medizin ist es schlicht und ergreifend als das Gegenteil zum stationären Bereich. Das Wort hat eine kleine Reise hinter sich gebracht. Wir haben es aus Frankreich übernommen, denn auch dort hieß es ambulant. Doch auch die Franzosen haben es übernommen, nämlich von den Römern. Bei ihnen hieß das Wort ambulare und übersetzt heißt es so viel wie umhergehen. Erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts jedoch wird der Begriff in der Medizin intensiv genutzt.

Bei der Pflege kommt es auf zwei wesentliche Dinge an: Die medizinische Versorgung und die seelische Fürsorge. Zudem treffen wir eine Vorsorge, die schlimmere Folgen verhindern soll. Bei der Sorge handelt es sich eigentlich um ein Wort des Kummers, der Befürchtung und Angst. Egal ob im gotischen, im angelsächsischen, im alt- und mittelhochdeutschen oder im nordischen Sprachgebrauch, stets kann man den uns bekannten Begriff sofort erkennen. Bei dem Versorgen wird es besonders interessant, denn von der Bedeutung her heißt es übersetzt „sich aufhören zu sorgen“. Aber auch besorgen, also sich große Gedanken um etwas zu machen, hat gleichzeitig die Bedeutung des Beschützens. Während wir diese Bedeutung bereits seit dem frühen Mittelalter, wenn nicht sogar noch länger kennen, kennen wir die Bedeutung der heutigen Fürsorge für einen Menschen erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts.

Quelle:

Etymologisches Wörterbuch des Deutschen

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