Sonntag, 23. März 2014

52. Beitrag - Das Zeitalter des Landesausbaus

Nachdem in den vorherigen Beiträgen die Vorbedingungen geklärt wurden, wenden wir uns dem Thema nun im Speziellen zu. In der Geschichtsforschung wendet man sich gerne großen Persönlichkeiten zu. Es ist ganz natürlich, finden sich zu diesen doch die meisten Überlieferungen. Während anfangs die Königsherrschaft als Leitkultur und Machtfaktor anzusehen war, schwächte sich diese Position, zumindest politisch gesehen, immer weiter zu Gunsten der Landesfürsten ab. Der geistliche und der weltliche Stand befanden sich einerseits in einer Art Konkurrenzkampf, andererseits in einer Form der Kooperation gegenüber. Man nutzte verwandtschaftliche Verflechtungen, Verpflichtungen, aber auch erbitterte Rivalität für den Ausbau der Grenzen. Die Intention von weltlichen und geistlichen Fürsten war dabei weitgehend identisch, denn beide Seiten wollten den Besitz ihrer Familie vergrößern, sei es nun verwandtschaftlich oder kirchlich geprägt. Dabei griff man auf Jahrhunderte der Erfahrung und Fähigkeiten vieler Menschen zurück.

Der Auslöser für diese drastischen politischen Veränderungen im Osten bildete wie so oft ein Ungleichgewicht in der Gesellschaft. Viele der neuen Siedler stammten aus dem alten Reichsland, meist aus Gegenden der Überbevölkerung. Das Land konnte die Menschen nicht mehr ernähren, also suchte man nach einem Ausweg, dieses Problem zu beheben. Gleichzeitig gelang es den Landesfürsten durch ständige Feldzüge ihr Gebiet immer weiter nach Osten hin auszudehnen. Man errichtete Burgen, um die neu gewonnenen Gebiete militärisch abzusichern. Zudem entstanden in der Einsamkeit der Landschaft Klöster, also mitten im Niemandsland. Klöster zählten zu den produktivsten Stätten menschlichen Wirkens überhaupt. Egal ob es um Schriftlichkeit oder Arbeitskraft ging, viele Mönche waren gut ausgebildete Fachkräfte. Als Beispiel kann man hier das Kloster Chemnitz aufführen, welches in den 1130er Jahren gestiftet wurde. Die dort lebenden Mönche waren eine Gesandtschaft des Klosters Pegau. Sie kannten sich bestens aus, worauf es bei der Rodung des Waldes ankam und wie man das neu gewonnene Land anschließend bestellte. Burgen und Klöster waren menschliche Vorposten in der Wildnis, die sich größtenteils selbst versorgen konnten. Für Kaufleute kamen diese Stätten wie gerufen. Sie fanden hinter den Mauern Schutz für sich und ihre Waren, während sie Letztere vor Ort verkaufen oder aufstocken konnten. Manche der Kaufleute ließen sich vor Ort auch einfach nieder. An Orten, an denen man Kaufleute fand, entwickelten sich diese zu Siedlungen, ja gar zu ganzen Städten weiter. Neue Handelswege konnten auf diese Weise entstehen.

Bereits ein paar Jahrzehnte früher, um das Jahr 1100, ließ der Naumburger Bischof Walram Waldflächen für den Siedlungsbau roden. Naumburg war das Nachfolgerbistum von Zeitz. Nachdem es hier zu schweren Konflikten gekommen war, beschloss man den Bischofssitz weiter westlich zu legen, um wieder zu Kräften zu kommen. Dass Bischof Walram bei seinem Vorgehen recht erfolgreich war, zeigt eine Schenkung an das Zeitzer Domkapitel. Allein dieses erhielt 6 Dörfer geschenkt!

Doch Kaufleute und Mönche allein konnten unmöglich das gesamte Land bewirtschaften und besiedeln. Wie die Menschen ohne moderne Kommunikationsmittel auf die neuen Gebiete aufmerksam gemacht wurden, wird uns in nächster Zeit noch beschäftigen.

Quellen:

Schlesinger, Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter. Das Zeitalter der deutschen Ostsiedlung (1100-1300).

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